Organisationsformen
Schäfer, Dirk (07.99)

Organisationsformen von Wasserversorgungsunternehmen Deutschlands (Betreuer: Urban, Gramel, Haffner)

Den deutschen Kommunen bietet sich bei der Durchführung der Wasserversorgung eine Vielzahl möglicher Organisationsformen an. Diese weisen sehr unterschiedliche Eigenschaften auf. Insbesondere den Regiebetrieben, aber auch den in der Wasserversorgung vorherrschenden Eigenbetrieben wird häufig eine mangelnde Wirtschaftlichkeit vorgeworfen. Die Ursachen hierfür werden überwiegend in den starren Unternehmensstrukturen und der engen Verflechtung mit der kommunalen Verwaltung gesehen. Daher gewinnt die Diskussion über eine Privatisierung der Wasserversorgung zunehmend an Bedeutung. Die Befürworter sehen in einer Beteiligung privater Unternehmen bei der Erledigung kommunaler Aufgaben die Möglichkeit, einen Wettbewerb zu schaffen und die Kosten für Ver- und Entsorgungsleistungen nachhaltig zu senken.

Eine solche Privatisierung kann auf sehr unterschiedliche Weise geschehen. Neben dem Betreibermodell, das bei der Abwasserbeseitigung bereits Anwendung gefunden hat, bieten sich insbesondere das Konzessions- und das Kooperationsmodell an. Das Konzessionsmodell diente als Grundlage bei der Privatisierung der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung in Rostock. In Berlin fiel die Entscheidung zugunsten des Kooperationsmodells. Mannheim entschied sich hingegen für einen Börsengang.

Sämtliche Privatisierungsformen weisen sehr unterschiedliche Grundzüge auf. Der Einfluss der Kommunen muss dabei in jedem Fall sichergestellt sein. Dazu sind im Einzelfall ausführliche Vertragswerke und Regulierungsbestimmungen erforderlich.

In Frankreich und England ist die Privatisierung bereits wesentlich weiter fortgeschritten als in Deutschland. Die Erfahrungen, die dort gemacht wurden, sind unterschiedlich. Am ehesten können jedoch die Erfahrungen der französischen Wasserwirtschaft auf Deutschland übertragen werden, da in beiden Ländern die Kommunen weitreichende Entscheidungsbefugnisse haben und die Erfüllungsverantwortung für die Wasserversorgung tragen.

Um die Privatisierung in der Praxis beurteilen zu können, wurden zwei Wasserversorgungsunternehmen näher betrachtet. In Rostock waren politische Veränderungen, erforderliche Investitionen und der Zeitdruck wichtige Gründe für die Einbeziehung eines privaten Betreibers. In Mannheim waren es die veränderten Rahmenbedingungen in der Energiewirtschaft, die das Verbundunternehmen dazu bewegten, an die Börse zu gehen.

Unterschiedliche Rahmenbedingungen werden auch zukünftig zu unterschiedlichen Lösungen bei der Umstrukturierung der Wasserwirtschaft führen. Die Privatisierung stellt dabei für die Kommunen eine Option dar, die im Einzelfall vorteilhaft sein kann. Ein fortschrittlicheres Management und ein größerer Freiraum in öffentlichen Unternehmen könnten jedoch ebenso zu dem erwünschten Ergebnis einer effizienten Wasserwirtschaft führen. Die Kommunen sind gefordert, dort wo Mängel erkannt werden, nach geeigneten Lösungsmöglichkeiten zu suchen.