Problemstellung
In den meisten tropischen Ländern stellt die Trinkwasserversorgung immer noch eines der bedeutendsten Probleme dar. Vor allem in den Entwicklungsländern kann eine hygienisch einwandfreie Versorgung mit Trinkwasser nicht gewährleistet werden. Die zunehmende Knappheit der verfügbaren Rohwasserquellen und die rapid steigende Zahl der zu versorgenden Menschen verschlechtern die Voraussetzungen zunehmend. Die harten klimatischen Bedingungen und die politische Situation dieser Länder erschweren eine Verbesserung der Gegebenheiten. Lange Trockenperioden und flutartige Regenfälle lassen eine kontinuierliche Wasserversorgung unmöglich erscheinen. Starke jahreszeitliche Schwankungen hinsichtlich der Wasserqualität erfordern eine flexible technische Ausrüstung, die aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel in den meisten Fällen nicht zur Verfügung steht. Kostengünstige und einfache Verfahren der Trinkwasseraufbereitung müssen deshalb für die Sicherstellung von hygienisch unbedenklichem Trinkwasser in den Entwicklungsländern eingesetzt werden. Des Weiteren sind die Rohrleitungssysteme aufgrund mangelnder Wartungsarbeiten, fehlender Betriebsmittel und Ersatzteile in einem sehr schlechten Zustand. Verschmutzte Wässer kommen auf diese Weise mit dem aufbereiteten Wasser in Kontakt und stellen für die Bevölkerung eine große gesundheitliche Gefahr dar. Fehlende Alternativen und mangelhafte Aufklärung zwingen die Menschen zum Gebrauch des verunreinigten Trinkwassers und verursachen in zunehmendem Ausmaß Ausbrüche von lebensgefährlichen Krankheiten, wie z.B. Cholera und Typhus. Man kann davon ausgehen, dass jährlich etwa vier Millionen Menschen an Darmerkrankungen aufgrund von unzureichender Trinkwasserqualität sterben.
Die Probleme der Entwicklungsländer spiegeln sich auch in Dar es Salaam wieder. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Bevölkerung von 1,3 Mio. auf ca. 4 Mio. Menschen angestiegen. In Bezug auf die Infrastruktur kann die Stadt mit dem schnellen Bevölkerungswachstum nicht mithalten. Verschmutzte Gewässer aufgrund der fehlenden Abwasserbehandlung, unzuverlässiger Energieversorgung aufgrund von überlasteten Systemen und „Wilde Müllkippen“ gefährden die Gesundheit der Menschen. Die nur lückenhaft vorhandene Trinkwasserversorgung trägt durch verunreinigtes Leitungswasser zu der schlechten hygienischen Situation im Stadtgebiet bei. In einem Zeitraum von einem Jahr wurden in Dar es Salaam 12.000 Cholerafälle verzeichnet (Technical University of DSM, 1998). Damit sich die Lebensbedingungen der Menschen verbessern, gilt es unter anderem, die Ursachen und Probleme der Wasserversorgung von Dar es Salaam zu finden. Die Trinkwasserversorgung kann einen bedeutenden Beitrag für die gesundheitliche Sicherheit der Bevölkerung beitragen.
Zielsetzung
Zur Beurteilung der bakteriologischen Trinkwassersituation in Dar es Salaam wurden im Rahmen einer Untersuchungsreihe an verschiedenen Stellen des Wasserversorgungssystems Wasserproben entnommen und untersucht. Aufgrund der vorhandenen bakteriologischen Verunreinigungen des Trinkwassers sollen mögliche Ursachen im Wasserversorgungssystem gefunden werden. Ziel dieser Diplomarbeit ist es mit Hilfe der Wasseranalysen und anderen Studien die Problemfaktoren für die Trinkwassersituation von Dar es Salaam zu analysieren. Unter Berücksichtigung der gegebenen Umstände sollen Möglichkeiten zur Verbesserung der Trinkwasserqualität gefunden werden.
Ergebnisse
Die Wasserversorgung kann mit der heutigen Verfassung des gesamten Systems kein hygienisch einwandfreies Trinkwasser gewährleisten. Von der Entnahmestelle am Ruvu bis zum Endverbraucher wurden erhebliche Mängel technischer und organisatorischer Herkunft ermittelt. Die Ursache für die bakteriologische Kontamination kann deshalb nicht an einem einzigen Punkt festgemacht werden. Das größte Verschmutzungspotential geht von den enorm geschädigten Versorgungsleitungen aus. Der Eintrag von Verunreinigung ist in diesem Bereich, aufgrund der illegalen Wasseranschlüsse und des defekten Rohrmaterials beachtlich. Die Verbesserung der Mängel stellt aber nur eine Wiederherstellung der Voraussetzungen für einen funktionierenden Wasserversorgungsbetrieb dar. Für eine nachhaltige Nutzung sind Veränderungen in der Organisation und Struktur des Unternehmens unbedingt notwendig. Die Aufbereitung des Trinkwassers wird von den organisatorischen Missständen geprägt. Die Anlage selbst verfügt über relativ gute Aufbereitungsmaßnahmen, so dass das erwünschte Aufbereitungsziel mit der Behebung der Organisationsprobleme, wie unstetige Stromversorgung, fehlende Trinkwasserqualitätskontrollen, Chemikalienengpässe, nicht rechzeitige Reinigung der Anlagenteile, trotz der schwankenden Rohwasserqualität erreicht werden können.